Karl Hofmeister, Altbgm. von Kindberg (SPÖ) und seit Jahrzehnten Profi in der Kommunalpolitik des mittleren Mürztales beantwortet Fragen zur Gemeindefusion.
Interview mit Fritz Pichler, 16.04.2013
Bürgerinitiative: Herr Hofmeister, Sie waren 16 Jahre lang Bürgermeister von Kindberg und haben in Ihrer Zeit viel Positives in Kindberg geschaffen. Welchen Sinn macht für Sie die Zusammenlegung der drei Gemeinden Allerheiligen, Mürzhofen und Stanz mit ihrer Heimatgemeinde Kindberg. Ist Größer immer besser?
Hofmeister: In den letzten Tagen und Wochen bin ich des Öfteren zur Gemeindestrukturreform befragt worden und habe versucht, verschiedene Fragen wertfrei, offen und ehrlich zu beantworten. Vorweg möchte ich erwähnen, dass man sehr ungeschickt an dieses wichtige Thema herangegangen ist. Man hat im Vorfeld die Gemeindebürger über Vor-und Nachteile kaum informiert, weiters hat der Begriff „Zwangsfusionierung “ in der Bevölkerung großen Unmut hervorgerufen und ist auch demokratiepolitisch sehr bedenklich.
Größer muss nicht immer besser sein. Auch in der Wirtschaft gibt es viele Beispiele, wo man kleine Einheiten bevorzugt, weil sie leichter überschaubar sind.
In den Gemeinden Stanz, Kindberg, Allerheiligen und Mürzhofen wird mit viel Freude und Engagement Brauchtum, Tradition und Eigenständigkeit ehrlich gelebt. Mit einer Zusammenlegung der vier Gemeinden würde sicherlich einiges verloren gehen. „Größer ist nicht immer besser .“
Bürgerinitiative: Welche Auswirkungen erwarten Sie nach einer Fusion auf so zentrale Fragen wie das Vereinsleben, Kindergärten, Schulen und ärztliche Versorgung für die Gemeinde Stanz, die von einer eigenständigen Gemeinde zur Randlage einer Großgemeinde wird?
Hofmeister: Die Gemeindefusionen sollen mithelfen, das Landesbudget zu sanieren. Sparen steht im Vordergrund und so wird es sicherlich in einigen Bereichen zu Einsparungen kommen. Aus verschiedenen Broschüren erfährt man, dass alles beim Alten bleibt. Wozu dann eine Gemeindestrukturreform?
Bürgerinitiative: Man hat als Außenstehender den Eindruck, dass die steirische Gemeindereform unter äußerst hohen Zeitdruck steht. Heißt es nicht „Gut Ding braucht Weile“?
Hofmeister: Ich glaube auch, dass das „Tempo“ zu hoch ist. Bei so einer wichtigen Entscheidung für die Zukunft müssen die Bevölkerung, Politiker und Fachleute aus verschiedenen Bereichen eingebunden werden. Vor -und Nachteile einer Gemeindefusion sollen klar und ehrlich aufgezeigt werden.
Bürgerinitiative: Wir wissen aus Erfahrung der Gemeindezusammenlegungen aus der Schweiz, dass eine Verhandlung auf gleicher Augenhöhe und eine grundsätzliche Wertschätzung der Verhandlungspartner wesentliche Faktoren für einen guten Verhandlungsprozess sind. Wie würden Sie in diesem Lichte die Aussage „Allerheiligen hat genug Grundstücke und wir das Geld!“ sehen?
Hofmeister: Wenn man gemeinsame Ziele verfolgt, so soll jede Verhandlung unbedingt auf Augenhöhe geführt werden. Es schafft Vertrauen und führt letztendlich zum gewünschten Erfolg. Die oben angeführte Aussage in einer Gemeindezeitung betrachte ich kurz als ungeschickt und überheblich.
Bürgerinitiative: Herr Dir. Hofmeister wir danken für das Interview.